Samstag, 25. Januar 2014

Nagano #2: Togakushi-Bergschrein

Tag 2 in Nagano! Die Stadt an sich ist ja schon ganz nett, da einige wirklich interessante Orte allerdings etwas weiter außerhalb liegen, diente Nagano selbst quasi nur noch als Übernachtungsbasis. Wie dem auch sei, diesmal geht es etwas höher in die Berge, genau genommen nach Togakushi, welches mit dem Bus innerhalb einer Stunde zu erreichen ist.

Togakushi, Schreintor an der Bushaltestelle
Wer hier aus dem Bus aussteigt, könnte es bereuen, wenn er nicht entsprechend für die Kälte vorbereitet ist! Eine ordentliche Winterjacke oder Winterstiefel hatte ich zwar nicht, dafür investierte ich vor Beginn der Reise in Thermounterwäsche aus einem Sportgeschäft und am letzten Tag in Tōkyō verzichtete nach einer gescheiterten Suche nach Handschuhen und Mützen darauf, meine Illusion von Modebewusstsein aufrecht zu erhalten und kaufte mir stattdessen auf die Schnelle noch im Convenience-Store nahe meines Hostels ein paar Handschuhe und einen Ohrenwärmer für insgesamt vielleicht 6 Euro. Es stellte sich als die richtige Maßnahme heraus, denn im Endeffekt war es mir bei Sonnenschein manchmal fast schon zu warm und nach dem Winter muss ich mir keine Sorgen mehr machen, schwere Winterkleidung loszuwerden.

Dorf Togakushi
Verschneiter Hund
Schnee auf den Dächern des Schreins
Bei der Kälte wird es keiner übelnehmen, wenn man beim Schreinbesuch die japanische Etikette außer Acht lässt und sich nicht die Hände am Temizu-Brunnen reinigt. Teilsweise waren die Brunnen ohnehin schon eingefroren.

Eisiges Temizu
Enger Verbindungsweg, gleiche Anlage
Bei Ankunft an jedem Ort ist es ein Leichtes, die bahnhofsnahen Touristenzentren aufzusuchen, um sich schnell auf Sehenswürdigkeiten und Wanderrouten einigen zu können. Enttäuschung erwartet dann all jene, die übereifrig planen und in aller Unerfahrenheit feststellen müssen, dass viele Wege bei dem Schnee überhaupt nicht mehr begehbar sind, zumindest nicht ohne angemessene Ausrüstung wie z.B. Schneestiefel. Die Art der Sperrung ist dabei recht vielfältig: Entweder liegt der Schnee so hoch, dass die Wege komplett unerkennbar sind, oder Treppen verwandeln sich in Eisrutschen oder aber Arbeiter haben den Weg mit einer Sperrung in Form gekreuzter Bambusstangen gekennzeichnet.

Schreingelände
Eisiger Wasserfall
Letztlich kann man nur noch auf die üblichen Fußgängerwege verzichten und die Bergstraße entlanggehen, um zum eigentlichen Togakushi-Bergschrein zu gelangen. Auf dem Schnee ließ es sich zumindest größtenteils sicher laufen.

Horizont entlang der Straße, Hinweis auf ein Soba-Restaurant
Schneemaschinen waren unterwegs, um die Straße und Parkplätze zu räumen, der Weg zum Togakushi-Schrein blieb aber vom Tor ab fast unberührt. Glücklicherweise wurde schon von anderen mutigen Touristen ein Trampelpfad gebildet.

Schneemaschine bei der Arbeit
Blick auf die Berge
Vereister Teich
Eingangstor Togakushi-Schrein
Das Tor markiert den Eingang zu einer langen geraden Allee, die ab dem mittleren Tor auch als Pinienweg bekannt ist. Hin und wieder kamen auf dem dünnen Trampelpfad auch andere Wanderer entgegen, die man irgendwie vorbei lassen musste. Dabei sank man dann schonmal versehentlich bis auf kniehöhe im Schnee, manchmal ist das aber auch beim ganz normalen Laufen passiert. Dabei ist der Weg hier ja noch ganz flach...

Und dann ging es aufwärts! Angesichts der Höhenunterschiede, die hier zurückgelegt werden, erscheint der Gedanke vielleicht sinnvoll, dass hier vielleicht normalerweise Treppen sind. Das sind aber nur reine Mutmaßungen, denn von solchen ist hier nicht einmal der Hauch einer Spur! Das Gelänge wurde auf jeden Fall anspruchsvoller und der Aufstieg ohne Wanderstöcke oder rutschfesten Schuhsohlen zu einer echten Herausforderung.

Erster von drei Schreinen
Schönstes Wetter
Gipfelsouveniershop (Geschlossen)
Eingefrorener Wasserfall
Ein prallgefülltes Temizu-Dach
Zweiter der drei Schreine
Der folgende Punkt war mein absoluter Lieblingspunkt auf der Strecke, seht euch nur die Steigung an! An der Stelle bin ich nicht nur einmal ausgerutscht, und beim Abstieg blieb mir nichts anderes mehr übrig, als mich auf den Hintern zu setzen und herunterzurutschen. Das ging aber erfreulich gut von statten!

Schneerutsche
Höchster der drei Schreine
Nach einem solchen Anstieg hat man sich auch ein Touristenbild verdient! Und da ihr mich so selten auf Bildern seht: Da bin ich, gesund und munter!

Gipfelstürmer
Naja, seien wir ehrlich, ein richtiger Gipfel war es noch nicht, aber es war trotzdem schon ziemlich hoch. Eine nette Aussicht hat man dort oben ja auch.

Bis zur Dämmerung sollte der Abstieg dann auch geschehen sein. In der Hoffnung, noch etwas interessantes im Dorf zu sehen, entschieden wir uns, erst später den Bus zurück nach Nagano zu nehmen. Normalerweise ist so ein Dorf im Nu erreichbar, bei der Schneemenge hatten wir aber mit Sackgassen zu kämpfen, die sich unerwartet am Ende eines geräumten Weges auftaten. Da denkt man, wenn die Schilder schon dorther führen, dann ist der Weg auch bis zum Ende geräumt, zumindest wäre das für uns ganz praktisch gewesen. Lustigerweise ging der unten zu sehende Weg nur bis zu einem Friedhof. Ein Omen?

Die Qual der Wahl
Im Endeffekt haben wir uns nur noch einen Tempel angesehen, der nur über sehr lange vereiste und mittlerweile schon diagonale Treppen erreichbar war. 

Das Geländer deutet die Treppe an
Gleichzeitig wurde es auch schon wieder dunkel und es fing sehr feste an zu schneien. Eine Stunde warteten wir dann bei starkem Schneefall, eisiger Kälte und nassen Klamotten an einer Bushaltestelle auf dem Weg eines nahe gelegenen Skiresorts, mehr oder weniger im Nirgendwo. Autos und Busse von Skitouristen zogen pausenlos vorbei, dann kam auch endlich unser Bus. Nur noch eine Stunde bis nach Nagano, dann was zu Essen greifen und im Hotel mit einem heißen Bad den Tag beenden. Dieser Tag war auf jeden Fall sehr anstrengend, aber er hat trotzdem Spaß gemacht.

2 Kommentare:

  1. Wow, ein richtiges Winterwunderland.
    Wenn du einen Rat erteilen würdest: Wie viele Tage sollte man für eine Reise nach Nagano einplanen?

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    1. Wenn du es entspannt angehen lassen möchtest, dann wohl mindestens 3 Tage. Beachte, dass man allerdings längst nicht überall hin kann und dass der Winter jetzt gerade bestimmt am stärksten ist.

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