Sonntag, 2. März 2014

Regnerisches Kanazawa

Nach Nagano führte die Winterreise an Silvester und Neujahr nach Kanazawa. Aufgrund dieser Zeit war in der Stadt sehr viel geschlossen, wobei Geschäfte am Bahnhof eigentlich noch offen waren. Wenn aber das Touristeninformationszentrum geschlossen hat, fällt die für jede Stadt so wichtige Tourismuskarte weg, sodass man mehr oder weniger improvisieren durfte. Relativ klar war aber bereits vorher, dass es einerseits in den Kenrokuen und andererseits zu einem Neujahrsschreinbesuch gehen musste.

Teeviertel Higashi-Chayagai
Ganz zu Beginn sollte es aber in ein altes Teeviertel gehen, dass wirklich schöne Bauten darbot. Es gibt dort viele noch aktiv betriebene  Geschäfte, allerdings waren sie entweder geschlossen oder die mangelnden Schaufenster ließen starke Zweifel darüber aufkommen, ob sie denn jetzt überhaupt betretbar waren.

Neujahrskranz
Teeviertel-Architektur
Als ich mir die Fotos angesehen habe, dachte ich sofort, dass sie Kanazawa wesentlich besser darstellen, als ich es erlebt habe. Es sieht ja schon recht hübsch aus! Dadurch, dass ich wohl erstens zu einer sehr schlechten Zeit in Kanazawa war, zu der wahrscheinlich jede Stadt mehr oder weniger wie ausgestorben ist, war zweitens das Wetter wirklich mies. Und das ist hier mehr oder weniger der Regelfall, zumindest, wenn man Klimadiagrammen glauben schenken darf. Es regnet angeblich überdurchschnittlich viel hier und kürzlich habe ich gelesen, dass noch zusätzlich die Universität Kanazawa eine Partnerschaft mit der Universität Regensburg hat! Wer hätte das gewusst? Jetzt überrascht mich nichts mehr!

Flusslandschaften scheinen in ganz Japan vermurkst zu werden
Aussichtsposten
Kleineres Teeviertel
Verregneter Schrein
Das war dann Silvester in Japan. Geschlossene Geschäfte und früh schlafen gehen, zu meiner Überraschung gibt es nämlich so gut wie keine Silvesterfeuerwerke in Japan. Ehrlich, das wusste ich vorher nicht! Stattdessen gehen viele Menschen zu Mitternacht zu einem Schrein, um dort das erste Gebet des neuen Jahres zu sprechen. Wer aber von gleichzeitiger Kälte und starkem Regen etwas abgetan ist, der geht stattdessen an einem der Folgetage zum Schreinfest.

Eingang Kenrokuen
Zunächst ging es aber erst zu einem Ort, auf den ich mich tatsächlich sehr  gefreut habe: zum Kenrokuen, einem der drei schönsten Gärten Japans, zusammen mit dem Kōrakuen in Okayama. Dieser Garten ist wirklich ganz anders als jeder Garten, dnen ich bisher gesehen habe und die Vegetation wirkt durch die ganzen Regenfälle schon fast etwas sumpfig.

Mooslandschaft
Horizont
Eine Besonderheit, die sich vor allem in diesem Garten aber auch in manchen Stadtvierteln Kanazawas beobachten ließ, war die Art und Weise, wie die Äste der Bäume als Wetterschutz an Masten gebunden waren. Vermutlich sollen sie die Bäume vor allem bei starken Schneefällen schützen, aber es könnte auch mit dem Wind zusammenhängen.

Angebundene Äste
Blick über Kanazawa
Teich
Zentrale Statue
Zentraler Bach
Manchmal waren Bäume auch mit Bambusmatten geschützt, manchmal waren zylindrische Gebilde aus Bambus- oder Strohmatten in der Landschaft platziert. Ob siedann noch etwas geschützt oder verdeckt haben, wieß ich nicht.

Geschützter Baum
Flussumgebung und geplanter Baumwuchs
Statue von Yamato Takeru, der seine Feinde einer Legende zufolge in Frauenverkleidung überwältigte und dessen Nachlass im Atsuta-Schrein in Nagoya sein soll
Einige Naturbilder
Aussichtspuntk am großen Teich
Teehaus am Wasserfall
Ausgehüllter Baum
Japans ältester Springbrunnen
Der Kenrokuen war dasjenige, was mir an Kanazawa am besten gefallen hat, und meiner Meinung hat das schlechte Regenwetter ganz gut zum Garten gepasst. Den Kōrakuen hingegen kann ich mir bei Regen eigentlich gar nicht schön vorstellen, wenn ich es mir recht überlege.

One smooth-looking bastard, dem garstigen Wetter sei Dank
Direkt neben dem Garten liegt auch das Kanazawajō, was sich zwar ganz vielversprechend anhörte, aber dann doch ziemlich enttäuschend war.

Das Tor sieht noch recht ansprechend aus
Nur eine große braune Wiese?
Aussicht vom Torhäusschen
Das Schloss befand sich leider unter Renovierung und sah auch nicht wirklich zugänglich aus, der Schlosspark war trotz der benachbarten Lage zum Kenrokuen überraschend kahl. Im Sommer ist er bestimmt etwas ansprechender... gefärbt, wenigstens.

Schlosspark
Konstruktionsarbeiten eines neuen Parkes
So sieht es ganz nett aus
Hier hat man auf jdene Fall Anzeichen dafür, dass sich Kanazawa eher zu anderen Jahreszeiten lohnen könnte. Und auch einen der Gründe, warum ich davor zögere, vor dem Frühling groß herumzureisen...

Engelsstatuen am Oyama-Schrein
Aus dem Schlosspark heraus und direkt in den nächsten größeren Schrein! Jetzt wollten wir es wissen, wie verbringt man denn nun den Neujahrstag?

Umgebende Kunst
Da ist es, so sieht also ein Neujahrsfest aus! Viele Fressbuden, einige Glücksspielbuden, aber das wichtigste sind die Menschenmassen, die sich vor dem Schrein anstellen und von Hilfspersonal in regelmäßigen Abständen durchgelassen werden. Das witzige war, dass vor der Treppe zum Schrein eine Kreuzung eingerichtete wurde, die wie bei einer Ampel dafür sorgte, dass übrige Besucher die riesige Warteschlange auch mal durchschreiten konnten und nicht das Schreingelände verlassen mussten, um auf die andere Seite zu gelangen.

Neujahrsfest
Wir hielten uns nicht lange dort auf und machten zu guter Letzt halt in einem kleinen Samurai-Viertel, wo wir uns eine Samurai-Residenz ansahen und in eine Art Luxus-Souvenirshop reinschauten, der uns aber mit seinen Preisen schnell wieder herausekelte.

Hauptstraße
Garten, mit den bekannten Konstruktionen
Mit Strohmatten geschützte Wälle
Das waren im Grunde die Erlebnisse in Kanazawa. Vielleicht würde ich es nochmal bei schönerem Wetter sehen wollen, aber vorerst zieht es mich nicht dorthin. Erwähnenswert ist noch ein weiterer Punkt japanischer Neujahrskultur, nämlich der Verkauf von Lucky Bags. Vor den Einkaufszentren am Bahnhof, die tatsächlich geöffnet hatten, reihten sich bereits morgens zu Neujahrunzählige Menschen, um mehr oder weniger zufällig befüllte Taschen oder eher Tüten zu ergattern. Eigentlich sollten sie nicht einsehbar sein, die meisten erhaschten aber trotzdem einen Blick vom Inneren und nahmen dann die besten Waren mit nach Hause, zumindest sah es danach aus, als wir selbst noch ins Einkaufszentrum schritten. Wenn man sich die Geschäfte ansah, hatte man schon ungefähr eine Ahnung, was drin ist, meine Favoriten dabei waren zum einen die Ukulele-Lucky-Bag eines Musikgeschäfts und die Baumkuchen-Lucky-Bag einer Baumkuchenkonditorei (Ja, Baumkuchen ist hier sehr beliebt).

Letztendlich war ich dann doch sehr froh, Kanazawa endlich nach eineinhalb Tagen verlassen zu können und ich freute mich schon sehr auf das nächste Ziel, Shirakawago.

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