Mit dem Kōrakuen quasi vor meiner Haustür und der Besichtigung des Kenrokuen in Kanazawa während der Winterferien war es meine Pflicht, endlich auch den dritten der drei großen Gärten Japans zu besichtigen. Somit machte ich einen in Hinblick auf den größeren Kontext meiner Reise recht unpraktischen Abstecher in die Präfektur Ibaraki nordöstlich von Tōkyō, aber die Lücke musste einfach gefüllt werden!
Senba-See |
Es war nur eine kleine Tagesreise, dann am abend würde ich in einem Kapselhotel in Shinjuku übernachten und von dort aus weiter Richtung Matsumoto in der Präfektur Nagano reisen, daher der Umweg. Relativ früh angekommen bahnte ich mir einen Weg in Richtung Senba-See, von wo ich einen gemütlichen Spaziergang bei ruhiger Kulisse in Richtung Garten machte. Die Schwäne in Ufernähe waren an dem Tag etwas aggressiv, weil sie Küken bei sich hatten. Nicht selten bekam ich also Drohgebärden zu sehen, als ich sie fotografieren wollte. Bloß nicht mein Glück zu sehr ausreizen.
Zwischen See und Garten |
Relativ früh war ich dann aber auch im Garten. Zunächst hatte ich mich in an dem Ort wiedergefunden, für den der Kairakuen so berühmt ist: zwischen den Unmengen an Pflaumenbäumen. Sie sind allerdings nur im Frühling so spektakulär, dass man sie fotografieren will, im Sommer hingegen ist es eine recht langweilige Monokultur. Dann kam ich aber so langsam zu dem für mich interessantesten Teil des Gartens an jenem Tag: dem Kobuntei-Gebäude, welches nicht nur dem hiesigen Herrscher sondern auch dem Volke offen stand. Zumindest offener als in anderen Landschaftsgärten Japans.
Kobuntei |
Grundsätzlich war der Gedänke hinter der Gestaltung und Planung des Gartens, dass das Volk Mitos, egal welcher Schicht, diesen Ort zur Entspannung und zur Erholung nutzen sollte, womit er sich von der Idee stark von den anderen beiden großen Gärten abhebt. Auf der anderen Seite hatte ich den Eindruck, dass hier weniger Wert auf Ästhetik gelegt wurde, was daran liegt, dass angeblich 60% des Gartens komplett natürlich sein sollen. Daher gewinnt man an vielen Stellen den Eindruck, dass man eher durch einen Wald als durch einen Garten schreitet.
Diverse Pflanzen |
Da der Garten wirklich sehr weitläufig ist, versuchte ich, zunächst eine sinnvolle Route zu finden, aber am Kobuntei führte natürlich kein Weg vorbei. Die zahlreichen Türgemälde waren auf jeden Fall sehr sehenswert und aus einem besonderen Anlass an diesem Tage, den ihr im nächsten Beitrag erfahren werdet, fand hier für jeden Besucher eine kostenlose Teezeremonie statt! Da ich sowas ja schonmal mit der Uni machte, war mir das Prozedere eigentlich vertraut, aber hier gab es natürlich einen anderen Stil, der mir erklärt werden musste. Und weil ich wie ein bunter Hund auffalle, kam wie so häufig mal wieder meine Herkunft und mein Vorhaben in Japan zur Sprache, aber bei Tee ist das ja doch ganz angenehm.
Räume verschiedener Stile |
Mit Blick über den Garten wurde mir dann gesagt, dass der Kairakuen nicht nur besonders groß ist, sondern hinter dem Central Park in New York einer der größten Gärten der Welt! (Diesmal direkt auf die Größe bezogen.) Ich kann das nicht so recht glauben, aber vielleicht ist ja was dran.
Blick vom und auf das Kobuntei |
Ganz cool war noch der Bereich mit dem Zedernwald auf der einen Seite des Weges und dem Bambuswald auf der anderen Seite. Typisch für solche Gärten in Japan: Jeder größere Bereich wir mit einem kleinen Übergangstor abgetrennt.
Sieht wirklich mehr nach Wald aus |
Am nördlichen Ende kommt man noch zu guter letzt durch ein großes Feld von Kirschbäumen, die hier stellvertretend für die eingangs erwähnten Pflaumenbäume sein sollen.
Nordeingang |
Der Garten war ganz nett, aber da der Tag noch ein ganz besonderes Event bereit hielt, diente er nur als Einstimmung. Soviel kann ich sagen, ich war von dem Event sehr angetan!
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