Ach, Ise war mir eigentlich viel zu ernst. Zeit, das zu ändern! Ganz in der Nähe, nämlich weiter in Richtung Nara, gibt es einige ehemalige Ninjadörfer, deren bekanntestes jenes in Iga ist.
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Schwertvorführung |
Insgesamt war es mal wieder unnötig kompliziert, an den gewünschten Ort zu gelangen, da der Taifun leider eine Bahnlinie in Mitleidenschaft zog und ich daher auf Ersatzbusse umsteigen musste. Das Wartesystem war auch extrem lächerlich: Als erster an der Ersatzbushaltestelle wollte ich mich eigentlich nur an einen Ort stellen, wo ich mich anlehnen kann und Blick auf die Durchsagen der Bahnangestellten habe. Nicht wissend, dass der "offizielle" Warteschlangenstart nur knapp hinter mir hinter einer Ecke war, wurde ich dann bei Einstieg in den Bus darum gebeten, mich doch bitte hinten anzustellen! Da der Ersatzbus natürlich nichts mit mehr mit den ursprünglichen Bahnfahrzeiten zu tun hatte, kam dann ein kleiner Schreck in dem winzigen Ort vor Iga, wo ich in den nächsten Bus umsteigen wollte. Nur ein Bus pro Stunde und natürlich nicht in der Stunde, ich der ich da bin! Ich fing an zu denken, dass es ein Fehler war, nach Iga zu reisen, die ganze Situation war doch sehr frustrierend. Zum Glück hatte ich noch nach anderen Haltestellen gesucht und gerade, als ich an der Hauptverkehrsstraße eine bei einem Convenience Store fand, kam auch schon der Bus nach Iga. Dann war es auch nicht mehr weit, bis ich beim Ninjadorf und anliegendem Schloss ankam und mir erst einmal eine kurze aber unterhaltsame Show ansah. Gezeigt wurden allerlei als Alltagsgegenstände getarnte Waffen, der Gebrauch dieser und auch ein kleines Kunststück, bei dem eine Münze auf einem Schirm balanciert wurde.
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Ninjashow |
Im anliegenden Ninjamuseum gab es sehr viel Material auf Englisch, sodass ich zum Beispiel lernte, dass Ninja hauptsächlich Spione waren und vielleicht maximal zu zehn Prozent kämpfen mussten. Die Ninjatracht war dunkelblau und nicht schwarz gefärbt, da schwarz einmal in der Nacht wieder besser sichtbar ist und andererseits eine schwarz gekleidete Person sehr viel verdächtiger wirkt. Um dem Verdacht entgegenzuwirken, wurden aber in der Regel ohnehin nur Bauern- oder Mönchsklamotten getragen, wobei Bauerntrachten den Vorteil hatten, dass man Werkzeuge als Waffen mitführen konnte, ohne verdächtigt zu werden. Da Klettern eine der wichtigsten Tätigkeiten war, war das Trainingswerkzeug für die Fingerkraft ausgestellt: ein sechzig Kilogramm schweres Bündel Reisstroh, welches nur mit Daumen und Zeigefinger gehoben wurde. Sehr beeindruckend! Ebenfalls ausgestellt waren allerlei codierte Kommunikationsmethoden, darunter ein Schriftsystem, das von Knotenformen inspiriert ist.
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Für alle Linguisten |
Sehr interessant war auch das originale Ninjahaus, in dem uns allerlei Verstecke und Geheimgänge gezeigt wurden. Das Personal ist so geübt im Umgang, dass sie sie im Bruchteil einer Sekunde benutzen konnten. Die blitzschnelle Nutzung dieser Einrichtungen gehörte übrigens auch zum täglichen Ninjatraining.
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Ninjahaus |
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Zeremoniengebäude? |
Die Ninjageschichte geht natürlich im Schloss des dortigen Feudalherren weiter, allerdings wurde die Verbindung zwischen Hof und den Ninja bereits so umfassend im Museum erklärt, dass es hier eigentlich nur Sachen wie Töpferei oder Rüstungen zu sehen gibt. Daher belasse ich es hier auch bei Fotos.
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Sehenswertes in und um das Schloss |
Nur unweit entfernt vom großen Schloss- und Ninjapark, wollte ich noch einen Blick in das Danjiri-Museum werfen, welches ein lokales Fest ausstellt. Die ausgestellten Floße erinnerten sofort an das Komon-Fest in Mito, die Dämonenkostüme gaben aber allem einen etwas finsteren Touch. Nach einer Weile im Museum wurden plötzlich alle Lichter ausgeschaltet und in der Mitte ein Film an die Wand projeziert, welcher das Fest ganz schön einführte. Offenbar gehört zum Fest, dass die Leute in Dämonenverkleidung kleinen Kindern durch bedrohlich nahes Herankommen verängstigen, was man als Erwachsener natürlich nur lustig finden kann.
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Danjiri-Kaikan |
Was als fürchterlicher Tag begann, wurde zum Glück von den Attraktionen Igas komplett gerettet. In Iga bin ich aber nicht geblieben, denn am selben Abend und noch am nächsten Tag blieb ich in Ōsaka Namba, wo ich mal etwas bummelte, mir die Nerdläden ansah und in die Spielhallen ging. Alles bei gutem Essen, natürlich. Wenn man nämlich in die richtigen Okonomiyaki-Läden geht und an der Theke sitzt, hat man gleichzeitig noch eine kleine Kochshow direkt vor der Nase! Witzig war, dass die Köche einem dann von zwei Metern Entfernung auf Nachfrage die Mayonnaise aufs Essen spritzen und das mit einer Präzision! Zurecht filmen das dann auch die meisten Kunden. Am Abend nach Iga hatte ich Lust auf eine Ginger-Highball (Gingerale mit etwas Whiskey) bekommen, da ich aber den ganzen Tag nichts gegessen hatte und schon vor dem Essen austrank, war ich von dem einen Getränk fürchterlich betrunken. Ich kann euch aber versichern, nach Ōsaka wurde es wieder richtig interessant!
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