Wir kommen nun zum Event, auf das ich mich am meisten auf meiner Reise gefreut hatte! Seien wir mal ehrlich, alles zwischen Kisoji bis Koyasan war eh nur Lückenfüller in meinem Reiseplan und auch im Nachhinein kann ich sagen, dass dies mein absolutes Highlight war (ok, Fujisan war etwa gleichauf). Willkommen zu Tokushimas großem Tanzfest, Awa Odori!
Ich glaube zum ersten Mal hatte ich vom Awa Odori von einem Freund erfahren, mit dem ich zusammen mit dem Aikidō-Club vor Antritt meiner Reise Trinken war und der ebenfalls aus Tokushima kommt. Bei ihm zuhause gab er dann eine Kostprobe des Tanzes und in dem Moment hatte ich entschieden, mir das Festival persönlich anzusehen.
Der Tanz findet immer zu einem gleichen Lied statt, welches immer schneller wird. Der bekannteste Vers des Liedes ist auch gleichzeitig das Motto das Tanzes und lautet wie folgt:
"Tanzende Narren und Zuschauende Narren. Wenn wir beide Narren sind, warum dann nicht tanzen?"
Daher wird der Tanz auch als Narrentanz oder Ahō Odori bezeichnet. Während des Tanzes wird inmitten einer Zuschauermenge, Ort nach Wahl der Tanzgruppe, ein Ring geöffnet, wo Leute in Trachten zu dem traditionellen Lied tanzen und gegen Ende in der Regel die Zuschauer gemäß dem Motto zum Mittanzen in den Ring holen. Der Tanz selbst ist im Grunde recht unkompliziert, aber die professionellen Tänzer zeigen teilweise sehr gewagte Alternationen des Grundtanzes. In riesigen designierten Festivalgebieten in der Innenstadt zogen daher viele Tanzgruppen umher, sodass man gar nicht lange nach ihnen suchen muss. Irgendwo ertönt immer Musik und dann heißt es schnell der Musik folgen! Ich war hingegen aber so früh da, dass ich erst einmal etwas erledigen musste, was ich mir für das Fest in den Kopf gesetzt hatte: Ich holte mir ein sogenanntes Happi, eine Festtagsrobe, wie man sie unten bei den Männern in meinen Fotos sehen kann. Auch wenn ich immer noch mit Kamera und schwerem Gepäck auf dem Rücken herumlief, so gab es doch reihenweise Komplimente für mein Outfit von der Sekunde an, als ich das Bekleidungsgeschäft verließ. Denkt bloß nicht "typisch Ausländer", denn ich war von allen Festgästen so ziemlich der einzige im Happi. Viele tragen allerdings Kimono, die meisten jedoch Alltagsklamotten.
Die erste Tanzgruppe, die ich zu sehen bekam, tanzte vor einem Altenheim, was ich wirklich großartig fand.
Nach zwei gefundenen Gruppen fingen die Betreiber der Bühnen an, die Tanzmusik durch die Boxen abzuspielen, was mich mehrfach auf falsche Fährten führte. So habe ich aber noch ein bisschen mehr von der Stadt selbst gesehen.
Die Hutform der weiblichen Tracht ist wirklich einzigartig und erinnert mich eher an Takoschalen. Ich weiß es ja jetzt besser. Viele Tanzgruppen machten nicht einfach halt, um einen Tanzkreis zu öffnen, sondern bewegten sich tanzend durch Einkaufsstraßen durch, sodass es manchmal einen Paradencharakter hatte.
Sogar auf einer kleinen Brücke über einen Fluss inmitten vieler Festtagsbuden wurde getanzt. Den Orten sind wirklich keine Grenzen gesetzt!
In der Regel bestand jede Tanzgruppe aus mehreren Untergruppen, nämlich Männer, Frauen und Kindern. Manchmal mehrere von einer Kategorie, die hatten dann aber teils unterschiedliche Trachten an. Ein kleiner Tipp, wenn man nach Tänzen in den Menschenmengen sucht: Immer schön Ausschau nach den großen Laternen halten, sie markieren das Zentrum eines Tanzortes.
Während dieses Festivals gibt es einige riesige Bühnen, die zwar den besten Blick auf die pompösesten Paraden haben, allerdings auch viel Geld kosten. Ich hatte zwischenzeitlich eine etwas kleinere Bühne mit kostenlosen Stehplatzen gefunden, wo auch eine Gruppe nach der anderen "antanzte".
So langsam brach die Dunkelheit an, was für mich bedeutete, dass ich meine Kamera wegpacken konnte und für so ziemlich jeden Besucher bedeutete, dass er von nun an mit großer Wahrscheinlichkeit in den Tanzkreis geholt wird, sollte er in den vorderen Reihen gestanden haben. Ich hatte zwar nach wie vor meinen großen Ruckssack auf, aber ich wollte natürlich mitmachen! Also ließ ich mir Fächer in die Hand drücken und begab mich in die Mitte. Meistens wurde ich nach Ende des Tanzes von japanischen Zuschauern zum Gespräch eingeladen, wo es dann weiter Komplimente hagelte. Damit kann ich leben!
So langsam wurde ich auch auf die Kamerateams aufmerksam, die sich unter die Mengen mischten und Tänzer filmten. Wahrscheinlich entweder von den lokalen Nachrichten oder aber von ansässigen Kulturvereinen, auf jeden Fall kam ich nicht drum herum, gefilmt zu werden und meine Güte, haben die die Kamera lange auf mich gehalten! Ich würde echt gerne das Bildmaterial sehen!
Völlig erschöpft war das Fest dann für mich persönlich genug; man soll ja schließlich gehen, wenn es am schönsten ist. Ohne mein Happi abzulegen, trat ich die Weiterreise diesmal mit dem vorletzten Zug des Abends an und schaute die ganze Fahrt über zufrieden auf die Bilder des Tages. Ich denke, mir ist ganz gut gelungen, die prominente Tanzpose im richtigen Moment einzufangen. Dieses Fest hat wirklich alle meine Erwartungen erfüllt und von den wenigen Festen, die ich bisher in Japan erlebt habe, ist dieses mein liebstes!
Bei meinem letzten Abschiedstrinken mit meinem Aikidō-Club war übrigens mein Tokushima-Freund wieder dabei und ich überraschte ihn mit dem Happi, den ich im Laufe des abends plötzlich aus meiner Tasche holte und anzog. Er fing ungläubig an, "Awa Odori!?" zu fragen, bis er schließlich den Schriftzug auf meiner Kleidung lesen konnte. Dass ich dann noch einige Verse aus dem Lied zitierte, setzte dem ganzen die Krone auf und machte ihn besonders glücklich, gleichzeitig sagte er, dass nicht mal er einen Happi besitzt!
Brückenstatue |
Tanzanleitung in Stein gemeißelt |
"Tanzende Narren und Zuschauende Narren. Wenn wir beide Narren sind, warum dann nicht tanzen?"
Daher wird der Tanz auch als Narrentanz oder Ahō Odori bezeichnet. Während des Tanzes wird inmitten einer Zuschauermenge, Ort nach Wahl der Tanzgruppe, ein Ring geöffnet, wo Leute in Trachten zu dem traditionellen Lied tanzen und gegen Ende in der Regel die Zuschauer gemäß dem Motto zum Mittanzen in den Ring holen. Der Tanz selbst ist im Grunde recht unkompliziert, aber die professionellen Tänzer zeigen teilweise sehr gewagte Alternationen des Grundtanzes. In riesigen designierten Festivalgebieten in der Innenstadt zogen daher viele Tanzgruppen umher, sodass man gar nicht lange nach ihnen suchen muss. Irgendwo ertönt immer Musik und dann heißt es schnell der Musik folgen! Ich war hingegen aber so früh da, dass ich erst einmal etwas erledigen musste, was ich mir für das Fest in den Kopf gesetzt hatte: Ich holte mir ein sogenanntes Happi, eine Festtagsrobe, wie man sie unten bei den Männern in meinen Fotos sehen kann. Auch wenn ich immer noch mit Kamera und schwerem Gepäck auf dem Rücken herumlief, so gab es doch reihenweise Komplimente für mein Outfit von der Sekunde an, als ich das Bekleidungsgeschäft verließ. Denkt bloß nicht "typisch Ausländer", denn ich war von allen Festgästen so ziemlich der einzige im Happi. Viele tragen allerdings Kimono, die meisten jedoch Alltagsklamotten.
Die erste Tanzgruppe, die ich zu sehen bekam, tanzte vor einem Altenheim, was ich wirklich großartig fand.
Die ersten Tänzer |
Figuren bei einer der großen Bühne |
Der Gorilla hat nichts mit dem Fest zu tun |
Awa Odori Museum |
Bushaltestellen in Hutform |
Einkaufsstraßenparade |
Tanzgruppe auf der großen Bühne |
Etwas Entspannung |
Hier reihten sich viele Gruppen für Fotos auf |
Eine Tanzgruppe |
Eine weitere |
Masken und Laternen sind man deutlich seltener |
Abenddämmerung |
Menschenmengen in der Nacht, man achte auf die Laterne in der Mitte |
Bei meinem letzten Abschiedstrinken mit meinem Aikidō-Club war übrigens mein Tokushima-Freund wieder dabei und ich überraschte ihn mit dem Happi, den ich im Laufe des abends plötzlich aus meiner Tasche holte und anzog. Er fing ungläubig an, "Awa Odori!?" zu fragen, bis er schließlich den Schriftzug auf meiner Kleidung lesen konnte. Dass ich dann noch einige Verse aus dem Lied zitierte, setzte dem ganzen die Krone auf und machte ihn besonders glücklich, gleichzeitig sagte er, dass nicht mal er einen Happi besitzt!
Typisch Ausländer. Holen immer dann die japanische Kleidung raus wenn die Japaner in Casual kommen. :P
AntwortenLöschenNe, sieht aber echt genial aus das Fest, haste zufällig auch Videos gemacht?
Ne, weil es auf Youtube schon genug gibt (bei japanischer Suche). Von der Musik hört man da leider hauptsächlich die Trommeln, obwohl die Flöten- und Shamisenmusik am einprägsamsten sind.^^ Einfach mal auf die Flöten achten. Hier ist ein Link:
Löschenhttps://www.youtube.com/watch?v=YRSjvFknAU8