Freitag, 29. August 2014

Mein letztes Abenteuer in Japan: die Radstrecke Shimanami Kaidō

Es hatte mich am Anfang zu den Inseln der Seto-Naikai getrieben und daher gehört ihnen auch noch einmal das Ende meines Japan-Aufenthaltes. Siebzig Kilometer Radstrecke verteilt über sechs Inseln zwischen Honshū und Shikoku: Das ist die Shimanami Kaidō! Angefangen in Onomichi, Honshū, lautet der Plan, den ganzen Weg bis nach Imabari, Shikoku, hin und am selben Tag wieder zurück zu fahren. Eine gebührende Herausforderung zum Ende eines großartigen Jahres - wie weit ich es wohl innerhalb eines Tages schaffe?

Ikuchi-Brücke (Nr. 2)
Anfangen möchte ich mit meinen Bildern von Onomichi, die ich natürlich erst abends geschossen habe, um mit der Zeit hinzukommen. Wenn ich mir nur überlege, was gewesen wäre, wenn ich mir noch vorher Onomichi richtig angesehen hätte... Nein, alles, was ich in Onomichi tat, war, mir ein Fahrrad beim Green Hotel direkt beim Bahnhof zu leihen und dann sofort zur ebenfalls dort gelegenen Fähre zu gehen. Beim Verleih hatte ich leider etwas Pech, denn bereits um halb neun waren wohl alle großen Fahrräder mit Gangschaltung verliehen und somit fiel meine Wahl auf ein Pseudo-Klapprad mit Gangschaltung, da ich keine Lust mehr auf das typische Oma-Fahrrad hatte. Da bekommt man direkt eine Gelegenheit, was neues auszuprobieren! Naja, und die Fähre nahm ich, um zum offiziellen Startpunkt der Radstrecke zu gelangen. Das schafft man zwar auch über eine etwas weiter entfernte Brücke... Ach, muss ich wirklich mehr sagen?

Startpunkt Onomichi
Die Karte der Radstrecke hängt an allerlei Etappen aus, aber diese ist diejenige, die man am Fährensteg finden kann. Der große rote Kreis markiert den Startpunkt Onomichi, der rote Faden die Radstrecke.

Radstrecken-Karte
Das Wetter war super, der Wetterbericht versprach für den ganzen Tag Stabilität. Das nehm ich, schließlich waren die letzten Wochen von Wärmegewittern geprägt und ich hatte nun lang genug gewartet, bis ich diese letzte Unternehmung durchziehen konnte, nämlich drei Tage vor Heimreise.

Bei der Tatara-Brücke (Nr. 3)
Dabei war ich schon fast enttäuscht vom Anfang der Strecke, d.h. den ersten beiden Inseln Mukaishima und Innoshima, wo die Städte und Häfen noch so groß waren, dass besonders viel Verkehr unterwegs war. Da die Radstrecken nur bei und auf den Brücken komplett vom restlichen Verkehr getrennt sind, war das natürlich ein wenig anstrengend. Ab der dritten Insel nimmt der Straßenverkehr stark ab und insgesamt ist die Landschaft viel mehr von Natur geprägt, sodass das Radfahren vor allem auf Ikuchijima, Ōmishima und Hakatajima besonders Spaß macht.

Ōmishima-Brücke (Nr. 4)
Die Inseln sind übrigens gespickt von Museen, Tempeln und Freizeitzentren. Sogar die Strände wurden heute genutzt! Auf vielen Inseln besteht zudem die Möglichkeit, vom Hauptweg abzuweichen und einer eigenen Inselroute zu folgen und die Sehenswürdigkeiten zu erkunden. Ich hielt mich aber auf dem Hauptweg auf, weil ich weder Interesse an noch Zeit für die Sehenswürdigkeiten hatte. Vor allem wollte ich mich nicht bei der Suche verfahren und Zeit verschwenden.

Hakata-Ōmishima-Brücke (Nr. 5)
Das Fahrrad meiner Wahl
Ein paar Inseln
Fünf Brücken hatte ich nun überquert und Insel Nummer sechs, nämlich Ōshima, erreicht! Hier fand ich mich aber dazu gezwungen, umzukehren. Zum Stand der Dinge: Mit der Fähre hatte ich den Startpunkt der Radstrecke um halb zehn Uhr morgens erreicht, um achtzehn Uhr musste das Fahrrad wieder zurück beim Verleih sein, da er dann Ladenschluss hat und nun war es schon um halb zwei! Eigentlich hätte ich mir gewünscht, die letzte und längste Brücke zumindest zu erreichen, um Shikoku symbolisch berühren zu können, aber diese war vom unten zu sehenden Punkt noch ganze 8,5 Kilometer entfernt! Zudem war ich auch an dem längsten Streckenabschnitt mit Steigung angekommen und nach zwei, drei Kilometern war immer noch kein Ende in Sicht. Das vereinfachte dann wenigstens die Entscheidung, zurückzukehren.

Mein Fortschritt (großer roter Kreis, ca. 55 Kilometer von Onomichi)
Es stellte sich als perfektes Timing zur Rückkehr heraus: Neben den Bildern, die ich fast ausschließlich auf dem Rückweg machte, bin ich fast komplett in den höchsten Gängen durchgerast und habe noch die Fähre um 17:40 erwischt, sodass ich fünfzehn Minuten vor Ladenschluss das Fahrrad abgeben konnte! Natürlich habe ich auf gefährliche Streckenabschnitte acht gegeben, denn auf der Hinfahrt nach Innoshima war ich knapp hinter einem, der in hohem Bogen vom Rad geflogen ist, weil er die Kontrolle von seinem Fahrrad bei der Bergabfahrt verloren hat. Ich half ihm natürlich auf und ihm ging es zum Glück gut, aber sein Sattel war komplett hinüber, sodass er zumindest den nicht allzu weiten Weg zurück antreten musste. Das war aber auf jeden Fall ein Schreck, zumal er mit dem gleichen Fahrrad wie ich fuhr! Etwa 23 Kilometer vor der Rückkehr ergoss sich außerdem ein kleines Wärmegewitter, das ich aus einer kleinen Unterführung beobachten konnte, bis es sich verzog. Der fehlende Spritzschutz an den Reifen saute mir dann aber auf dem restlichen Rückweg die komplette Hose und einen Teil des Rückens ein... Herzlichen Dank an den Wetterbericht dafür!

Platzregen
Innoshimas Dinosaurier
An diesem Tage wurden auf jeden Fall persönliche Rekorde gebrochen! 110 Kilometer ist für mich schon ein großes Ding, mit einem Fahrrad in ordentlicher Größe hätte ich aber vielleicht die ganze Strecke an einem Tag schaffen können. Da ich aber schon vor Ōshima, der sechsten Insel, das Gefühl hatte, die schönsten Stellen der Route gesehen zu haben, bin ich sehr zufrieden mit dem Ergebnis des Tages.

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