Samstag, 23. August 2014

Kisoji, von Tsumago nach Magome

Kisoji, oder auch die Wanderroute durch das Tal des Kiso-Flusses, befindet sich zwischen Matsumoto (naja, Shiojiri südlich von Matsumoto) und Nagoya und war lange Zeit für Händler und andere der einzige Weg durch die japanischen Alpen. All die Poststädte, die damals auf der ganzen Strecke verteilt waren und Reisenden eine unkomplizierte Unterkunft baten, sind heute immer noch sehr gut erhalten, vor allem in den Orten Tsumago und Magome. Da an diesen Orten sogar Straßenverkehr untersagt ist und Charakteristiken moderner Städte wie Stromleitungen oder Klimaanlagen weitesgehend versteckt sind, kommt zudem ein ganz besonders starkes Flair eines alten Japan auf. Ein Grund, warum ich unbedingt noch hierher wollte!

Denkmal am ehemaligen Schloss Tsumago
Es verläuft zwar eine Bahnlinie durch das Tal, allerdings sind die am besten erhaltenen und somit sehenswertesten Städte etwas weiter von der Hauptlinie entfernt, sodass man entweder mit einem Anschlussbus weiterfahren kann oder direkt auf die Nakasendō wechselt und wandert. Und das habe ich getan, sodass ich zuallererst am ehemaligen Schloss von Tsumago ankam oder bei dem, was davon noch übrig ist.

Beim Schloss
Das war also schonmal eine Stunde Wanderung. Auf der ganzen Nakasendō befinden sich recht altmodische Häuser, sodass man erst wirklich weiß, dass man in Tsumago angekommen ist, wenn man die riesige Holztafel mit Verkündungen erspäht.

Eingang Tsumago
Ich kann jetzt bereits sagen, dass mir von beiden Städten Tumago am besten gefallen hat. Grund dafür ist, dass, anders als in Magome, keinerlei Autos oder Stromkabel im Kerndes Ortes zu finden sind und die Atmosphäre eines alten Japan hier am stärksten eingefangen wird. Das haben nichteinmal Kyōto oder Kanazawa geschafft. Einziger Dorn im Auge sind leider die Touristen, die meinen, sich in der kompletten Neonfarbpalette kleiden zu müssen.

Tsumago
Die Städte sind für heutige Wanderer natürlich insofern immer noch praktisch, als dass sie natürlich selbst auch eiskalte Getränke anbieten und damit verhindern, dass das Stadtbild durch außenstehende Getränkeautomaten verschandelt wird. Der Tag meiner Wanderung war zudem so heiß, dass sie an mir sehr gut verdient hatten!

Wir verlassen Tsumago
Nun geht es auf den echten Teil der Nakasendō, nämlich den Teil, der Tsumago mit Magome verbindet und etwa drei Stunden an Zeit beansprucht. Nadelwälder, der Kiso-Fluss und ihn speisende Wasserfälle sind dabei die prominentesten Motive der Route, sodass eigentlich keine Langeweile aufkommt. Für zusätzlichen Nervenkitzel sorgen die etlichen Bärenwarnungen, bei denen aber gleichzeitig Glocken aufgebaut sind, deren Läuten wohl die Bären verschrecken soll. Sehr Touristenfreundlich!


Entlang der Nakasendō
Man kann sogar einen Regenbogen sehen
Der größte der Wasserfälle
Bärenglocken
Auf dem Holzweg
Auf halber Strecker gibt es eine kostenlose Raststätte, die, wie es aussah, von einem buddhistischen Mönch betrieben wird. Ich hatte zumindest einen Blick auf eine solche Gestalt erhascht, als ich hineinsah. Auch hier gab es auskaltes Wasser und im Wasser gekühltes Gemüse wie z.B. Gurken.

Raststätte auf halbem Wege
Schneller Schnappschuss
Zu meiner Überraschung war ich auf der Wanderroute weitesgehend allein! Die meisten Touristen hielten sich tatsächlich nur in den Städten selbst auf. Ab und an kamen mir zwar ein paar einige Wanderer entgegen und manchmal stoß ich auch auf Hotpants tragende Wanderer, die gerade mit der Anti-Mücken-Chemiekeule zu Gange waren, sodass ich kurz auf frische Luft verzichten musste. Von daher war ich sehr glücklich darüber, dass die kurzen Konfrontationen so schnell wieder vorbei waren. Eine weitere Scihtung war, dass eine große schwarze Wespe den Leichnahm einer großen, braunen, haarigen Spinne quer über den Weg schleifte. Ich bin mir heute noch nicht darüber sicher, ob ich über diesen Gewinner glücklich bin.

Ausblick auf dem Plateau vor Magome
Wenn man mit Gepäck für drei Wochen auf dem Rücken eine solche Wanderung unternimmt, freut man sich besonders darüber, wenn das Ziel der Reise endlich erreicht ist. Was Magome anders macht als Tsumago, ist, dass die Stadt an einem ziemlich steilen Hang gebaut ist, sodass man vor Betreten des Ortes einen netten Blick auf die umliegenden Berge hat und dass man, wenn man so wie ich, aus Richtung Nagano kommt, nur noch bergab geht. Sowas war wie immer nicht geplant oder von mir sehr willkommen!

Magome
Insgesamt wirkte Magome etwas kleiner, auch wenn die Straßen breiter waren. Gleichzeitig wirkten Souvenirshops weniger subtil und versteckt als in Tsumago, aber es ist trotzdem natürlich eine schöne Stadt.

Nach Magome das typische Bild der Berge
Die Wanderung hat sich in dieser Durchführung als so gut herausgestellt, dass ich sie jedem so und nicht anders herum empfehlen kann. Abends hatte ich dann erneut Glück, denn gerade, als das für schon am Morgen angekündigte Gewitter loslegen wollte, kam mein Bus Richtung Bahnlinie und so konnte ich noch einmal dem schlechten Wetter entkommen. Nachts kam ich dann in Nagoya an, welches mal wieder für einen Aufreger sorgte, denn aufgrund riesiger Baustellen konnte ich nicht so schnell mein Hotel finden, wie es die Karte bei Buchung versprochen hatte. Nagoya, wir kommen einfach nicht auf einen grünen Zweig. Nimm dir mal ein Beispiel an Ōsaka. Länger als die eine Übernachtung blieb ich dann auch nicht dort, denn ich hatte ja ohnehin schon das meiste Interessante dort gesehen. Stattdessen stand am nächsten Morgen die Weiterreise zur Shima-Halbinsel an! Ein bisschen traurig war ich allerdings schon, dass ich die im Vergleich zu den nächsten Etappen nicht so feuchtheißen Berge Naganos verlassen musste; die Tage waren wirklich sehr angenehm.

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