Sonntag, 24. August 2014

Isejingū, des Shintō wichtigstes Heiligtum

Zurück in den Höhenlagen der unerträglich feuchten Hitze, begab ich mich in die Stadt Ise in der Präfektur Mie, wo sich der wichtigste Schrein des Shintō befindet: der Großschrein Ise.

Der Äußere Schrein
Der Großschrein Ise ist in zwei Teile aufgeteilt: dem Äußeren Schrein, welcher mehr oder weniger direkt zur Innenstadt gehört und den man über eine breite Straße mit vielen Souvenirshops erreicht und dann den Inneren Schrein, welcher schon einige Kilometer außerhalb der Stadt liegt und daher am bequemsten mit dem Bus zu erreichen ist. Ändert aber nichts daran, dass man auch dort traditionell durch eine Altstadt mit wesentlich mehr Souvenirshops schreitet. Daran kann man bereits ablesen, welcher Schreinteil der wichtigere ist.

Fotogene Fangschrecke
Über den Äußeren Schrein ist zu sagen, dass wohl ein Gott namens Toyouke eingeschreint ist, der hauptsächlich mit Nahrung beziehungsweise Reisanbau assoziiert werden soll. Bereits früh fällt auf, dass die Gebäude hier alle sehr simpel und sehr neu aussehen, es sind sogar immer noch Baustellen vorhanden. Der Grund, so erzählte mir jemand im Gasthaus, sei, dass alle 20 Jahre der Schrein komplett erneuert wird und innerhalb der 20 Jahre daher immer die Baustellen weiter rotieren. Das widerspricht zwar dem, was ich über japanische Ästhetik gelernt habe, nämlich, dass alt aussehende Orte viel ansprechender sind als komplett neue und unberührte. Dann wiederum passt es aber zur Wichtigkeit des Ortes.

Fluss im Inneren
Schnell erreicht man den Kern, allerdings habe ich noch nie einen so verschlossenen Schrein gesehen. Wo man auch hinsieht, riesige hölzerne Wände, Zäune und am Gebetsort ein Vorhang, der einem noch weiter die Sicht einschränkt. Ganz zu schweigen, dass die hinterliegenen Schreingebäude natürlich auch komplett verschlossen sind. Ich hatte die Frustration einiger Anwesenden mitbekommen, dass sie wohl auch gerne sehen würden, wie es von Innen aussieht. Wieder im Gasthaus sagte man mir, dass es wie mit Frauen sei: Je mehr sie tragen bzw. je weniger man sieht, desto mehr wird die eigene Fantasie angeregt. Ich konnte ihm nicht wirklich widersprechen. Übrigens, auch wenn man nur Holzwände sehen kann: strengstes Fotoverbot! Ach herrje.

Der Äußere Schrein - Hauptteil
An einem Punkt ist eine scheinbar mythische Steinformation zu sehen. Viele hielten ihre Hände symbolisch darüber, aber ich habe natürlich keine Ahnung, welche Kräfte diese Steine verströmen.

Kraftort
Baustelle mit anliegendem Schrein
Weiteres aus und um dem Äußeren Schrein
Etwas aufregender war der Gedanke an den Inneren Schrein, wo niemand anders als die Sonnengöttin Amaterasu eingeschreint sein soll! Ich nehme es vorweg: Natürlich gab es hier auch nichts zu sehen. Gut, das Gelände war wesentlich weitläufiger; die Pfade erinnerten an Kaiserpalast. Auch hier war alles extrem neu, aber die Anzahl an Baustellen hielt sich etwas mehr in Grenzen. Was mir hier besonders aufgefallen ist: Es gibt auf dem Weg zum Hauptschrein besonders viele "Zutritt verboten"-Schilder, was man bei ca. sechs Millionen Pilgern pro Jahr verstehen kann. Es ist ja so schon anstrengend genug, alle 20 Jahre jedes Gebäude komplett zu erneuern.

Brückenzugang
Auf dem Weg zum Hauptschrein
Am Hauptteil angekommen, selbes Spielchen. Shintōist müsste man sein, dann könnte man zumindest noch ein Gebet sprechen. Ich hingegen habe versehentlich den Auslöser meiner Kamera betätigt, - ehrlich, ein Versehen! - diesmal schön weit weg vom Priesterhäuschen und den Wachleuten, die mich letztes Mal am Äußeren Schrein gehindert hatten.

Eingangstor Hauptschrein
Schnappschuss auf Brusthöhe
Bekannte zugezäunte Tore
Neben den zwei Hauptschreinen gibt es im Isejingū wohl 123 kleinere Hilfsschreine. Die meisten Pilger beschränken ihre Gebete aber auf die Orte, die direkt auf den Hauptgeländen zugänglich sind.

In und um den Inneren Schrein
Tja, was soll ich sagen. Ich glaube ja, dass dieser Ort das wichtigste Heiligtum ist, aber für einen Touristen wie mich ist das natürlich ein einziger Reinfall gewesen. Nein, nicht ganz, denn die Umgebung macht natürlich wie immer einen bedeutenden Teil der Schreine aus und war wie immer ganz nett. Der große Altstadtbereich vor dem Eingang des Schreingeländes war aber etwas spannender, aus bekannten Gründen. Man sieht zum Beispiel das Innere der Gebäude, ein Vorteil, den man nicht unterschätzen sollte.

Altstadt
Da ich zwei Tage in Ise geplant hatte, fuhr ich am nächsten Tag etwas weiter aus Ise raus, um mir an der Küste die verheirateten Felsen anzusehen. Es sind wirklich nur zwei Felsen, die mit einem schweren Seil verbunden sind, aber es ist dennoch ein so typisch japanisches Motiv, dass ich dort hin musste.

Die Frösche sind zurück
Kleiner Küstenschrein
Meotoiwa bei Ebbe
Frosch-Temizu-Brunnen
Die Flut kommt langsam
Die lokale Natur interessiert sich natürlich wie immer überhaupt nicht dafür, welche Orte den Menschen heilig sind. Die Betreiber haben das wohl auch eingesehen und daher volle Sicht auf die Sehenswürdigkeit gestattet! Ok, das reicht.

Ganz witziger Vogel
Insellandschaft
Höchstmaß an Flut, welches ich miterlebte
Besonders beliebt ist dieser Ort zu Sonnenaufgang, denn im Sommer geht die Sonne zwischen den Felsen auf und bei klarem Wetter soll sogar der Fuji im Hintergrund zu sehen sein. Ich hatte den Sonnenaufgang aus meinen Plänen gestrichen, weil der Wetterbericht mit einer schweren Unwetterwarnung drohte - Hintergrund war der Taifun, der über Kyūshū und Shikoku hinwegfegte und große Schäden verursachte. Der Wetterbericht hatte sich aber schnell korrigiert, das Wetter sollte an dem Tag noch stabil bleiben. Das war die gute Seite der Geschichte, die schlechte Seite war, dass an den nächsten zwei Tagen der Taifun endlich mit der schlimmsten Unwetterwarnung auch über Mie war, was die öffentlichen Verkehrsmittel komplett lahm legte und mich in Ise festhielt. Hotels habe ich andernsorts zum Glück komplett erstattet bekommen und somit bestanden meine Tage darin, einen Manga namens Black Jack zu lesen, mich mit anderen gestrandeten Gästen zu unterhalten und seltene Wind- und Regenpausen abzuwarten, um in Rekordzeit zum nächsten Convenience Store zu laufen und mir etwas zu essen zu kaufen. Das Gasthaus war zum Glück sehr gemütlich und auch preislich sehr günstig, in einem Business Hotel wären die zwei Tage ganz anders gewesen. So hatte ich dann auch noch eine Ruhepause, die mein Körper nutzte, um sich endlich von den Anstrengungen der bisherigen Reise zu erholen.

2 Kommentare:

  1. Jaja, der gute, alte "Mein Finger fällt auf den Kameraauslöser"-Reflex, den kenne ich nur zu gut.
    Das mit den 20 Jahren ist allerdings eher ein Schreinumzug, wo die Heiligtümer (natürlich nur für VIP zugänglich) unter einigen hundert Zeugen den Ort wechseln. Wurde mir zumindest so gesagt.

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    1. Soweit ich weiß, trifft beides zu! Hatte es sicherheitshalber nochmal auf Englisch nachgelesen, bevor ich gepostet habe.^^

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