Samstag, 19. April 2014

Nara, Stadt der Rehe

Das ist also das Ziel meines kleinen Abstechers am Ende der Ōsaka-Woche. Nara liegt zwar nicht wirklich auf dem Rückweg nach Okayama, tatsächlich befindet sich die Stadt sogar eher in der entgegengesetzten Richtung. Aber auf der anderen Seite, wenn man ein Flatrate-Bahnhticket für den Tag hat, dann ist es auch wieder egal. Und schonmal vorweg: Hier ist wesentlich mehr los als auf Miyajima!

Läufertreff vor dem Bahnhof
Gleich nach Verlassen des Bahnhofs durfte ich mich durch eine riesige Läuferversammlung kämpfen, die so wie ich eine noch sehr touristenarme Zeit für ihre Pläne wählten und, ebenso wie ich, in Richtung Nara-Park gelaufen sind.

Beim Kōfukuji
Mit der Stadtkarte in der Hand und einigen Vorbereitungen im Hinterkopf wollte ich wie üblich wieder alles halbwegs interessante auf dem Weg abklappern, bis ich zu den eigentlichen Orten meines Interesses ankommen sollte. Der Kōfukuji war schonmal der erste Reinfall der Tour, da dessen Restauration nicht vor 2018 abgeschlossen sein werden soll. Macht nichts, Nara hat ja genügend andere Schreine und Tempel!

Das Schild ist Programm
In der Tat habe ich meine Tempel- und Schreinmüdigkeit ein wenig abschütteln können, als ich die Reise nach Nara geplant habe (was eher spontan passiert ist). Wie soll man diese Stadt denn auch sonst genießen? Naja, vielleicht mit all den Rehen, die wirklich allerorts zu sehen sind und jegliche Scheu verloren haben!

Sind die Hinweisschilder eigentlich noch notwendig?
Parks
Anders als an meiner ersten Kyōtō-Reise habe ich aber nicht mehr den Drang, jeden Schrein oder Tempel, der gerade auf dem Weg liegt, aufzusuchen, wobei es ja auch damals nur im Namen der Herbstblätter stattfand. nein, diesmal nur die Highlights! Hab ja schließlich nur einen tag, aber Nara ist offengesagt auch deutlich kleiner als Kyōtō. Nun war ich schon fast am Ostrand Naras, wo sich der Kasugataisha(-Großschrein) befindet. Auf dem Weg dorthin waren schon sehr früh Laternen platziert, die den Schrein ankündigen.

Weg zum Kasugataisha
Die Laternensammlung wird im Schrein selbst noch weiter fortgesetzt, so zum Beispiel in einer abgedunkelten Kammer, in der die Laternen permanent angezündet sind.

Pflaumenblüten
Laternen
Rest des Schreins
Eine kleine Baustelle gab es auch hier, aber das war verschmerzbar. Als nächstes bin ich zum unmittelbar nördlich gelegenen Wakakusa-Berg gegangen.

Rehe auf dem Weg zum Wakakusayama
Normalerweise grün, im März aber noch ganz in braun. Das hat nicht nur etwas mit dem Winter zu tun, googelt einfach mal nach "Wakakusa Yamayaki". Hätte ich davon vorher gewusst...

Was passiert denn hier?
Rehe und Picknicker
Das nächste Ziel ist schon geortet
Es ist ganz schön anstrengend, den ganzen Berg hochzuwandern, vor allem mit dem ganzen Gepäck. Hat sich aber wie in Tottori wieder einmal gelohnt. Ein wenig habe ich die Aussicht noch in Ruhe genossen, aber dann wollte ich mir das Spektakel am Fuße des Berges noch etwas genauer ansehen.
Stellt sich heraus, dass mein Timing in Nara unschlagbar war, denn es gab ein kleines Rehfestival, bei dem ein Rehkeks-Weitwurf auf dem Programm stand. Es sind die Kekse, die man an jeder Ecke kaufen kann, um die Rehe zu füttern und hier können all jene etwas gewinnen, die weiter als 50 Meter werfen können. Die echten Gewinner des Spiels sind aber die Rehe, die munter auf dem Kreidefeld den Keksen hinterherlaufen.

Rehkeks-Weitwurf
"Meedo-san" ist mit Werfen dran.
Rehe an der Schwelle eines Souvenirshops
Das war witzig! Da die Kekse relativ schwierig zu werfen zu sein scheinen, wurde ich beim Fotografieren in den vordersten Reihen fast getroffen. Mit einem schweren Rucksack auf einem Hang auszuweichen ist ebenfalls nicht besonders leicht. Alles gut gegangen, als nächstes zum vom Wakakusayama aus angepeilten Tempel. Der Weg zum Tōdaiji- Daibutsuden führte mich durch einen seiner vielen Ausläufertempel, aber letztlich habe ich ihn dann doch ganz fix erreicht.

In der Nähe des Tōdaiji
Fronttor
Der Daibutsuden
In diesem Tempel befindet sich übrigens eine riesige Buddha-Statue auf einem goldenen Thron, der bis zur Decke des Tempels reicht. Das festzuhalten, dazu war ich fotografisch leider nicht in der Lage.

Lotusskulptur vor dem großen Buddha
Buddha links vom Buddha
Eine grimmig aussehende Statue
Der Thron
Rechte Seite
Im echten Leben oder auf guten Fotos ist der Tempel deutlich beeindruckender. Im Prinzip hatte ich nun einen riesigen Bogen um den Nara-Park gemacht, der nicht nur voller Rehe sondern auch voller fütternder Touristen ist. Das darf man sich aber auch nicht entgehen lassen!

Torwächter auf dem Weg zum Nara-Park
Hier ist viel los
Wenn man von den Menschenmengen etwas Ruhe braucht, kann man sich zum ganz in der Nähe befindlichen Yoshikien(-Garten) bequemen. Das Angenehme: Für Ausländer ist der Eintritt komplett frei!

Yoshikien
Hier hatte ich dann den Entschluss gefasst, noch einmal in den Nara-Park zu gehen und die Rehe zu füttern. Nach dem ich also bei einer älteren Dame, die gerade keine Kunden hatte und sich deshalb etwas auf ihrem Stuhl ausruhen wollte, an eben diesem Vorhaben gehindert hatte, hatte ich mich auch gleich zur Zielscheibe der Rehe gemacht. Man muss wissen, dass sie einem die Kekse ganz behutsam aus der Hand nehmen, wenn man sie aber nicht direkt füttert, sondern mit den Keksen an ihnen vorbeigeht oder wenn man ein anderes Reh füttern möchte, dann wird man sehr wahrscheinlich in den Hintern gebissen. Oder, wie ich bei anderen gesehen hatte, mit dem Kopf gerammt.

Worüber ich sehr lachen musste, waren die Kleinkinder, die im Kinderwagen vor die Rehe gefahren wurden und dann anfingen, zu heulen. Und wie ich diesen Satz schreibe, weiß ich, dass ihr das Gleiche getan hättet. (Ich meine das Lachen.)

Irgendjemand hatte mir übrigens auch erzählt, dass manchen Touristen nicht unbedingt klar ist, dass die Kekse nicht zum Selbstessen bestimmt sind...

Keks in der linken, Kamera in der rechten Hand
Letzter Halt, erreicht mit etwas Verspätung aufgrund unklarer Wegweiser waren die Überreste des Heijō, ein Kaiserpalast aus alten Hauptstadtzeiten im Westen Naras. Im Grunde eine riesige, ebenfalls normalerweise grüne Wiesenfläche mit einem Eingangstor auf der Südseite, Bahnstrecke im Zentrum und dem eigentlichen Palast, der um 16 Uhr überraschend früh geschlossen hatte, an der Nordseite. Richtig, reingekommen bin ich nicht mehr, aber zu dem Zeitpunkt bin ich auch nur noch dorthin gefahren, weil ich bis zu meiner Rückreise nach Okayama etwas Zeit totschlagen wollte. Das Zentrum Naras war echt winzig.

Südtor, Wakakusayama im Hintergrund
Bahnstrecke
Heijō
Hat mir Nara gefallen? Und wie! Irgendwann möchte ich dann doch noch dem Yamayaki-Festival im Januar beiwohnen.

2 Kommentare:

  1. Achja, von dem Rehkeks-Weitwurf-Wettbewerb hatt ich gelesen. xD
    Hast aber auch viel geschafft wenn man die Größe des Kasugataisha und die (mögliche) Behinderung durch die Rehe bedenkt.

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    1. Hab letztens noch gelesen, dass der Rehkeks-Weitwurf auch als Minievent vor anderen großen Veranstaltungen wie z.B. Yamayaki stattfinden soll.

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