Dienstag, 27. Mai 2014

Hanami in Okayama #5: Tsuyama

Ach, Tsuyama... Wenn man in Okayama lebt, dann denkt man, dass man als nichtasiatischer Ausländer eine Seltenheit ist. Aufgrund der internationalen Beziehungen der Universität und der großen Sehenswürdigkeiten gibt es hier aber immerhin noch soviele, dass die Bewohner einigermaßen daran gewöhnt sind. In Tsuyama hingegen hat sich das schon ganz anders angefühlt!

Von der Spitze des Schlosses
Heute auf dem Plan steht das größte Kirschblütenfest Okayamas, welches sich am Schloss Tsuyama befindet. Tsuyama? Ich war tatsächlich schoneinmal in dieser Stadt, allerdings nur, um in die Bahnlinie in Richtung Tottori umzusteigen. Tsuyama befindet sich nämlich ziemlich weit im Nordosten der Präfektur, dennoch gibt es hier die meisten Kirschbäume in ganz Okayama.

Schloss Tsuyama
Blick auf die Stadt
Die Wälle sind typischerweise sehr weit hochgezogen, von Gebäuden ist heutzutage allerdings nur ein winziges übrig. Es ist sogar noch kleiner als das Schloss in Okayama oder Bitchū-Takahashi!

Kirschbäume
Hauptgebäude
Insgesamt wirkt das ganze Gelände wie die Okayama-Miniaturversion des Schlosses in Himeji. Weil es hier kein lästiges Baugerüst gab, hat mir Tsuyama an sich sogar noch etwas mehr zugesagt!

Tsuyama ist wirklich klein
Aber was die Leute hier betrifft... Ich glaube ja wirklich, dass sich nicht allzu häufig Ausländer hierher verirren und an Festtagen wie diesen sind manche Leute besonders darauf bedacht, meine Aufmerksamkeit für sich zu gewinnen. Das gilt zum Beispiel für Picknicker, die mich lautstark gerufen haben und sich dann unglaublich darüber freuen, wenn ich zu ihnen schaue. "Wer ist denn das überhaupt?" "Ich weiß nicht, ich kenne ihn eigentlich gar nicht..."

Das Gelände ist sehr weitläufig
Das Anstrengende an diesem Tag war aber die Grundschulklasse, die sich mir ständig in den Weg stellte und mich mit Fragen löcherte. Sie dachten wohl, ich wäre Amerikaner, aber das Rätsel meiner Herkunft wollte ich dann doch nicht direkt preisgeben. Stattdessen dasgte ich u. A., dass ich Japaner sei. Auf die Frage, warum sie mir das partout nicht glauben wollten, antworteten sie, dass doch mein Gesicht ganz anders sei. Ihre Lehrerin musste da auch lachen.

Mehr Kirschbäume
Irgendwann gaben sie dann auf, sagten noch "Der Kerl ist interessant!" und verabschiedeten sich. Somit entfernte sich die Klasse und da ein einziger Schüler zurückblieb, zeigte ich mich nachsichtig und sagte ihm, dass ich Deutscher sei. Da war es dann natürlich meine eigene Schuld, dass die ganze Horde zurückkam und mich erneut mit Fragen durchbohrte, diesmal starrten mich aber auch alle Erwachsenen in der Umgebung an. "Du hast es doch eben noch gesagt!", riefen sie ununterbrochen. An dieser Stelle war ich dann der Lehrerin dankbar, die die Bande aufforderte, mich in Ruhe zu lassen.

Richtung Eingang
Das war wirklich anstrengend! Übrigens gab es dann auch an diesem Ort die obligatorischen (älteren) Schulmädchengruppen, die auch noch einen genauen Blick erhaschen wollten. Bei soviel Aufregung bleibt mir ja kaum etwas anderes übrig als zu denken, dass Ausländer hier wie bunte Hunde auffallen. Austauschstudenten bei mir an der Uni haben übrigens ähnliche Erfahrungen gemacht.

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